19.
Mai.
2020

Ins Tun kommen mit dem Circle of Influence

In den letzten beiden Monaten haben wir ungewöhnliche Zeiten erlebt. Ganz plötzlich wurde das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben heruntergefahren. Stillstand. Einfach so, ohne unser Zutun. In so einer Situation wird dann gerne die Schuldfrage gestellt. Andere haben das zu verantworten, ich selbst bin ja nur ein Opfer. Auf den ersten Blick mag das stimmen, doch mit dieser Haltung tappen wir in eine Falle, die uns fest im Griff hat und uns keinen Schritt voran bringt.

An dieser Stelle finde ich den Circle of Influence von Stephen Covey sehr hilfreich. In seinem Buch Die 7 Wege zur Effektivität beschreibt er ein Modell von zwei konzentrischen Kreisen, die den Einflussbereich um uns herum sichtbar machen. Je nachdem, auf welchen Kreis wir unsere Aufmerksamkeit richten, erleben wir uns entweder selbstwirksam und gestaltend oder fremdbestimmt und handlungsunfähig. Je stärker wir den Fokus auf einen dieser Kreise richten, desto mehr Handlungsoptionen nehmen wir wahr bzw. desto stärker erleben wir uns als Opfer.

Circle of Influence

Der Circle of Influence umfasst all jene Dinge rund um uns, die wir aktiv beeinflussen und gestalten können. Richten wir unsere Energie auf diese Dinge, erkennen wir Spielräume und können aktiv werden. Wir kommen ins Tun, bringen etwas voran und erleben Selbstwirksamkeit. Mit dieser proaktiven Haltung können wir unseren Einflussbereich im Circle of Influence Schritt für Schritt vergrößern. Der Kreis um uns dehnt sich aus. Wir sehen immer mehr Optionen, unsere Handlungsspielräume werden größer.

Außerhalb des Circle of Influence umgibt uns der Circle of Concern mit all jenen Dingen, die uns beeinflussen, die wir aber nicht oder nur mit sehr großem Aufwand ändern können. Meist beschäftigen wir uns viel und lange mit diesen Dingen, weil sie uns ärgern und behindern. Leider ist das vergebene Liebesmüh und zieht uns oft in eine Negativ-Spirale. Wir kommen in den Reaktionsmodus und unser Einflussbereich wird zunehmend kleiner. Wir nehmen immer weniger Handlungsoptionen wahr und fühlen uns zunehmend als Opfer eines Systems.

Ins Tun kommen

Wie kommen wir nun von einer reaktiven in eine proaktive Haltung? Ich finde es hilfreich, immer wieder einmal innezuhalten und zu reflektieren: In welchem Kreis befinde ich mich gerade? Wie viel Zeit verbringe ich mit Dingen, auf die ich keinen oder kaum Einfluss habe? Was kann ich konkret dazu beitragen, damit sich die Situation verbessert? Mit einem aufmerksamen Blick auf Dinge, die ich aktiv beeinflussen kann, sehe ich klarer, der nächste Schritt wird sichtbar. Jetzt muss ich nur noch ins Tun kommen.

Das funktioniert übrigens wunderbar bei Teamsitzungen oder in Projektmeetings. Besonders dann, wenn ein Team immer wieder bei einem Thema hängen bleibt und sich keine Lösung abzeichnet. Meiner Erfahrung nach hilft es, die beiden Kreise aufzuzeichnen. In einem Brainstorming sammelt das Team dann alle wichtigen Einflussfaktoren, ordnet sie den Kreisen zu und bewertet sie als förderlich oder hemmend. So wird sichtbar, worauf das Team seine Aufmerksamkeit lenken sollte und welche nächsten Schritte sinnvoll sind.

Und was tut ihr, um ins Tun zu kommen?

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